Südfrankreich, 12. Jahrhundert
Bronze, vergoldet, Höhe: 16,5 cm
Bei Betrachtung des ausdrucksvoll gearbeiteten Körpers ist es wichtig, sich das fehlende Kreuz in Gedanken vorzustellen, an das Christus geschlagen wurde. Die Verbindung aus beidem bedingt die Körperspannung und Haltung des Gekreuzigten. Der Körper neigt sich leicht nach vorne. Die Beine sind nach links gebeugt, die Arme weit ausgebreitet. Das Haupt ist geneigt, der Blick fällt nach unten. Ein fülliger, lockiger Bart rahmt Wangen und Kinn. Auf dem mittig gescheitelten Haar, das beidseitig jeweils in drei dicken Strähnen auf die Schultern fällt, sitzt eine breite Krone mit vier Zacken. Auf dem ausgemergelten Oberkörper zeichnen sich die Rippenbögen deutlich ab, darunter ist der kreisförmige Nabel zu sehen. Die Scham bedeckt ein plastisch gearbeiteter Lendenschurz, durch ein sogenanntes Cingulum fixiert.
Seit der legendären Auffindung des Kreuzes Christi im Jahre 324 durch Kaiserin Helena werden das Kreuz und Kreuzpartikel in Reliquiaren kultisch verehrt. Die Darstellung des Gekreuzigten erscheint ab dem 5. Jahrhundert in narrativen Szenen auf Mosaiken und Elfenbeinreliefs. Sogenannte „Pectoralkreuze“, wertvolle Goldschmiedearbeiten, werden an einer Kette um den Hals getragen. Die meisten Kreuze enthalten Reliquien und werden bei Prozessionen mitgeführt. Erst um 1080 entsteht vermutlich der Brauch, Kreuze auch auf den Altar zu stellen. Schlichtere Bronzekreuze entstehen jetzt als neue Gattung.
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Wer fand das Kreuz Christi?
KAISERIN HELENA IM HL. LAND, DAS GEHEIMNIS DES VENUSTEMPELS
Die Legende der Kreuzfindung durch Kaiserin Helena ist seit Ende des 4. Jahrhunderts belegt. Demnach reiste Helena (248/50 – 329), Mutter des römischen Kaisers Konstantin, um 325 ins Heilige Land. Sie veranlasste dort unter einem römischen Tempel der Venus Grabungen, bei denen Reste des Kreuzes Christi sowie das Heilige Grab selbst gefunden wurden. Helena ließ das Kreuz in drei Teile teilen und übergab diese an Jerusalem, Konstantinopel und Rom. Über dem Grab und der Kreuzauffindungsstelle beauftragten Helena und ihr Sohn Kaiser Konstantin den Bau einer Basilika, die sogenannte Grabeskirche (335 geweiht). Sie gehört zu den größten Heiligtümern des Christentums.
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Das Kreuz
SEINE ENTWICKLUNG, HEUTE WICHTIGES SYMBOL
Das ursprüngliche Symbol des frühen Christentums war nicht das Kreuz, sondern das Christusmonogramm XP. Erst im 5. Jahrhundert trat dieses zurück und das Kreuz wurde zum wichtigsten Symbol des Christentums. Das heute übliche Hochkreuz ist ab dem 4. Jahrhundert, zur Zeit der Regierung Kaiser Konstantins (zwischen 270 und 288 – 337), als Symbol nachweisbar.
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Das Christusbild im Wandel
STARKER KÖNIG, EINE KRONE STATT DORNEN
In der Romanik erscheint der gekreuzigte Christus erhaben als Herrscher und Richter. Statt einer Dornenkrone trägt er eine Königskrone oder aber eine Gloriole (Heiligenschein). Der Gottessohn ist Sieger über den Tod. Seine Füße stehen parallel nebeneinander und nicht gekreuzt (sog. „Viernageltypus“). Das Lendentuch ist stark stilisiert und fällt in kunstvoll drapierten Falten.
Der Aspekt des Leides gewinnt in der Gotik an Bedeutung, Christus verkörpert das Leid der Welt, das Martyrium des Gottessohnes steht im Mittelpunkt und findet seinen künstlerischen Höhepunkt im Barock.
Christie’s, LotFinder: Eintrag 5701772 (sale 1136, lot 18, London, 2. Juli 2013)