Signiert I.C.

Kanne mit Bacchanal und Triumph der Meeresgötter

Frankreich (Limoges)
Drittes Viertel des 16. Jahrhunderts
Signiert I.C., die Inventar-Nummer G – R 772 ist in roter Tinte auf der Unterseite vermerkt
Grisaille und Camaieu Email
Höhe: 27 cm

Provenienz:
Sammlung Maximilian von Goldschmidt – Rothschild, versteigert bei Parke-Bernet Galleries, New York, 13. April 1950,
Ernest Brummer Collection, Auktion vom 16.-19. Oktober 1979, Zürich, Galerie Koller & Spink & Son (Auktion Nr. 257, Katalogseiten 396-399),
Amerikanische Privatsammlung


Diese Henkelkanne aus fein getriebenem Kupferblech und Grisaille-Malerei gehört zu den herausragenden Werken der Limousiner Emaille-Produktion des 16. Jahrhunderts. Auf der Innenfläche des doppelwandigen Ausgusses trägt sie die geritzte Signatur „IC“.

Thematisch beherrscht wird die Kanne durch die Darstellung eines fröhlichen Bacchanals. Vorlage ist eine Radierung des französischen Architekten und Zeichners Jacques Androuet Ducerceau (vor 1520 – 1585/86) „Triumph des Bacchus“ (um 1546). Sie gehört zu einer weit verbreiteten Serie mit Gefäßentwürfen. Die ursprünglich als Dekoration einer Schale oder eines Beckens vorgesehene Komposition ist hier mit einigen vom Emailleur durchgeführten Änderungen in reduzierter Form auf einen Kannenkörper übertragen.

Zu sehen ist eine wilde Runde: Der bereits vom Gelage ermattete, trunkene, auf einem Esel reitende Silen wird von zwei ältlichen Satyrn gestützt, ein weiterer hält das dynamisch bewegte Gewand, das von der Schulter zu gleiten droht. Andere Satyrn spielen auf Syrinx und Trompete. Eine zweite Reitergruppe bilden ein kleines Kind und ein Ziegenbock. Die Figuren heben sich durch ihr helles Inkarnat dekorativ vor dem dunkeln Emailgrund ab, den Weiß und Gold gehöhte Bäume auflockern.

Die Kannenschulter ziert eine ausgelassene Runde von Wasserwesen – ebenfalls nach einer Vorlage von Jacques Androuet Ducerceau „Triumph von Neptun und Amphitrite“. Auf weißen, ondulierenden Linien vor dunklem Hintergrund, die gekonnt das schäumende Meer in Szene setzen, tummelt sich eine phantastische Gruppe von Meeresmonstern. Geflügelte Hirsche, ein Stier, auf dem ein maskiertes, geflügeltes Fabelwesen reitet, ein weiblicher Zentaur, eine Frau mit Fledermausschwingen, ein Triton, eine Nereide und weitere Fabelwesen tanzen auf den Wellen.

Emaille-Objekte mit Grisaille-Dekor sind typisch für die Werkstatt „IC“. Figürliche und dekorative Elemente werden dabei in Weiß vor dunklem Hintergrund aufgetragen, Licht- und Schattentöne fein differenziert. Grisaillen wurden monochrom belassen, oder, wie in diesem Fall, durch darüber liegende Farben koloriert. Dabei entsteht die Illusion eines Flachreliefs.

Bereits zu ihrer Entstehungszeit waren Emaille-Objekte dieser Qualität absolute Luxusobjekte, weniger für den täglichen Gebrauch als für die Dekoration eines adeligen Palastes oder reichen Bürgerhauses gedacht. Einige Emaille-Künstler aus Limoges schufen sogar Portraits für das französische Königshaus.

Heute befinden sich mit „IC“ signierte Emaille-Objekte in internationalen musealen Sammlungen, darunter der Louvre, die Frick Collection und das Walters Art Museum.

Lust am Rausch

GRIECHISCHER IMPORT INS ANTIKE ROM

Die Dionysien bzw. Bacchanalien waren ein rauschhafter Fruchtbarkeitskult, oft unterstützt durch Alkohol oder halluzinogene Pilze. Die Tradition des Frühlingsfestes führte, obwohl sozusagen aus Griechenland importiert, auch Elemente der römischen Religion bzw. der etruskischen Kultur neu zusammen. Sicher bereitete vielen Römern dieser Tage lange, jährliche Ausnamezustand, der an die Karnevalkultur unserer Tage erinnert, große Freude. Dies erklärt auch, warum dieses griechische „Importfest“ so beliebt war.

Autor/-in unbekannt – Le Musée absolu, Phaidon, 10-2012, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36357795

Geschenke der Natur

NICHT IMMER JUGENDFREI UND GEFÄHRLICH

Pflanzen und Pilze, deren Genuß einen rauschhaften Zustand hervorrufen, spielten eine wichtige Rolle für die religiöse Entwicklung in vielen Gesellschaften weltweit. Die ersten Hinweise auf den Gebrauch von psychoaktiven Pilzen geben Felszeichnungen in der Tassiliebene im heutigen Algerien, die pilzförmige Gottheiten zeigen (um 5000 v. Chr.). Germanische Völker nutzten z.B. den Fliegenpilz zur Kontaktaufnahme mit Ahnen und Geistern. Wobei die richtige Dosierung sicherlich eine existentielle Rolle spielte.

Dieses Bild stammt von Gerhard Koller (Gerhard), image Number 60209 at Mushroom Observer, a source for mycological images., CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8533988

Kostbare Erden

DURCH DEN MENSCHEN IN FORM GEBRACHT

Emaille bezeichnet eine Masse, meist aus Silikaten (Glasmasse) und Oxiden (Farbpulver) bestehend, die auf ein Trägermaterial aufgebracht und unter großer Hitze bei kurzer Brenndauer geschmolzen wird. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten Handwerker verschiedene Techniken und erzeugten Arbeiten von hoher künstlerischer Qualität. Für die Renaissance ist das sogenannte Maleremail, das „Email Peint“ typisch. Ein meisterliches Beispiel für dieses Verfahren ist unser Zierkrug.

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